Der modernen deutschen Universität wohnt von den Gründerjahren Anfang des 19. Jahrhunderts ein außergewöhnlich hohes Maß der sozialen und kognitiven Schließung inne, das maßgeblich durch ihre Autonomie und ihre korporative Selbstverwaltung gestützt wird. Dass sie sich im Verlaufe des 20. Jahrhunderts und endgültig in den 1970er Jahren sozial für immer größere Massen an Studierenden öffnen musste, hat in ihrem Inneren ein Spannungsverhältnis zwischen der Bewahrung ihres sakralen disziplinären Kerns und ihrer öffnung für neue Ausbildungsbedürfnisse weit über den lange Zeit dominanten Staatsdienst hinaus erzeugt, das bis heute noch nicht aufgelöst werden konnte. Der Kampf um die Umsetzung des Bologna-Prozesses ist die aktuelle Erscheinung dieses historisch tief verwurzelten Spannungsverhältnisses.
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