出版社:Centre Interdisciplinaire d'Etudes et de Recherches sur l'Allemagne (CIERA)
摘要:Der Fokus dieser zeitgeschichtlichen Dissertation, die mit den Methoden der Oral History arbeitet, liegt auf dem so genannten „alten industriellen Mittelstand“ der DDR, der Betriebe einer Größe zwischen 30 und 300 Mitarbeitern umfasste. Ziel der Untersuchung, die sich als ein qualitativer Beitrag zur Mentalitäts- und Erfahrungsgeschichte des industriellen Mittelstandes in der DDR versteht, ist es herauszuarbeiten, in welcher Weise und in welchem Umfang das Leben und die Arbeit der Privatunternehmer einerseits durch die Funktionäre des Staats- und SED-Parteiapparates reglementiert, gesteuert, gefährdet oder begünstigt wurde und inwiefern andererseits die Privatunternehmer selbst Handlungsspielräume bestimmen und ausfüllen konnten. Hier prallten zwei Logiken aufeinander, die sich gleichwohl bis 1972 miteinander vereinbaren ließen: Die Privatunternehmer suchten nach wirtschaftlicher Entfaltung, der Staat und SED hingegen strebten nach einer Gleichstellung der Lebensverhältnisse und neigten dazu, das privatwirtschaftliche Potenzial zu nutzen, aber auch wieder einzuschränken, wenn es ihren Zielen nicht mehr entsprach. Die Beziehung zwischen Staat (bzw. direkten Ansprechpartnern wie den Funktionären im Wirtschaftsrat des Bezirkes oder in den jeweiligen Ministerien, Kombinatsdirektoren, Mitarbeiter der Bezirksparteileitungen oder auch Abschnittsbevollmächtigten der Volkspolizei) und Privatunternehmern war somit durch gegenseitige Abhängigkeiten, aufeinander bezogene Interessenlagen und pragmatische Austauschbeziehungen gekennzeichnet.