摘要:"Literarische Werke", so diagnostiziert der US-amerikanische Literaturprofessor Alan Liu, haben im Medienzeitalter für die allgemeine Öffentlichkeit ihren Sonderstatus verloren. Sie liegen auf einem Gradienten zwischen "Textualität und Information, Imagination und Unterhaltung, Schriftstellern und Berühmtheiten, Verlegern und Firmengruppen". Aus dieser distanzierten Sicht steht es mit philosophischen Büchern ebenso. Die unlängst aufgeflammte Debatte über Willensfreiheit und Determinismus ist ein gutes Beispiel. Quer zu den Gepflogenheiten der Fachdiskurse haben philosophierende Hirnforscher durch provokante Manifeste, in Tageszeitungen und über die Wissenschaftsberichterstattung eine Kontroverse ausgelöst, die in der Welt der Spezialisten rasch aufgenommen wurde. Die Öffentlichswirksamkeit beflügelte die Akademiker und das verstärkte umgekehrt die Wirksamkeit der ursprünglich recht simplen Intervention. Ein Höhepunkt war im Herbst 2004 erreicht, als Jürgen Habermas das Medien-Event der Verleihung des Kyotopreises zum Anlass einer Auseinandersetzung mit der Neuauflage des Konfliktes zwischen den Natur- und Geisteswissenschaften nahm.