摘要:Gefühle haben in der Moderne einen schweren Stand. Jeder weiß, dass es sie gibt, doch wie gibt es sie und wo? Die Bewertung schwankt zwischen Herabsetzung und Überschwang. Wer sich auf das Gefühl als "sein inwendiges Orakel" beruft, "tritt die Wurzel der Humanität mit Füßen", so Hegel in der Vorrede zur Phänomenologie des Geistes: "Das Widermenschliche, das Tierische besteht darin, im Gefühle stehen zu bleiben und nur durch dieses sich mitteilen zu können." Gefühle ja, aber bloß als unentfalteter, dumpfer und wortloser Anfang. Zur gleichen Zeit stimmt Faust Gretchen gegenüber, nicht ohne Hintergedanken, das Hohe Lied der Gefühle an: "Nenn’s Glück! Herz! Liebe! Gott! / Ich habe keinen Namen / Dafür! Gefühl ist Alles; / Name ist Schall und Rauch, / Umnebelnd Himmelsglut." Wenn Bewertungen so gegensätzlich ausfallen, liegt der Verdacht nahe, es bestehe eine geheime Komplizenschaft; man verdammt beziehungsweise preist über alle Maßen, was man vermisst.