摘要:Über die Moderne nachdenken heißt über das Ich nachdenken. Das ist die Ausgangsthese. Hegel hat sie als erster zum Problembestand der Philosophie erklärt, in jüngster Zeit ist sie von Denkern ganz unterschiedlicher Theorieströmungen erneut aufgegriffen worden. So hat Jürgen Habermas, herausgefordert von den Streitern für die sogenannte Postmoderne, die Seite der Moderne und der gescholtenen "maître penseurs" (André Glucksmann) eingenommen, die Seite von Kant, Hegel und Marx (nicht aber von Nietzsche). Richard Rorty, der US-amerikanische Herausforderer, hat Partei für die Gegenseite ergriffen, und dies in einer fulminanten (für deutsche Leser allerdings nicht allzu überraschenden) Aufwertung der Romantik und ihres Ideals von künstlerischer Selbsterschaffung. Zahlreich sind die französischen Herausforderer. So hat Michel Foucault in Les mots et les choses die Moderne wissenschaftshistorisch unter der "Episteme" des "Menschen", der Subjektivität beschrieben und in Surveiller et punir genealogisch-machttheoretisch unter dem Begriff der "Disziplinargesellschaft" umgedeutet: Subjektivierung ist demnach Disziplinierung und vice versa. Die moderne Form von Herrschaft macht die Beherrschten durch Selbstbeherrschung zu Subjekten. Jean-François Lyotard hat in La condition postmoderne die Moderne als jene Epoche zu identifizieren versucht, die auf einen Legitimationsdiskurs angewiesen ist, der sich in verschiedenen "großen" oder "Meta-Erzählungen" spezifiziert. Die Moderne bedarf, im Gegensatz zu der von Lyotard ausgerufenen Postmoderne, der Begründung, und zwar der Begründung durch sich selbst, und das Modell hierfür bietet, angeregt durch Descartes, das Ich. Ähnlich wie Rorty hebt auch Charles Taylor, bereits in seiner großen Monographie über Hegel und dann systematisch in Sources of the Self, den romantisch akzentuierten expressivistischen Aspekt von Subjektivität für das Verständnis der Moderne hervor. Doch speist sich die moderne Identität auch noch aus anderen großen Quellen, der religiösen und rationalistischen, und Taylor schwankt zwischen dem postmodernistischen Dauerkonflikt dieser Quellen und der klassisch-modernen, an Hegel orientierten Synthese.