摘要:Das Forschungsprogramm der »Économie des conventions« (im Folgenden kurz: EC) führt aktuell drei Fragestellungen wieder zusammen, die das wirtschaftswissenschaftliche Denken anderthalb Jahrhunderte lang getrennt behandelt hat: die Charakterisierung der Akteure und ihrer Handlungsmotivationen, die Koordinationsmodalitäten von Handlungen sowie die Stellung von Werten und Gemeingütern.1 Bei der Erarbeitung der Standardtheorie wurden die Fragen der Rationalität und der Koordination strikt getrennt behandelt und getrennt axiomatisiert, erstere durch die Entscheidungstheorie, zweitere durch die Allgemeine Gleichgewichtstheorie.2 Diese beiden Fragen wurden wiederum von der dritten isoliert, die sich mit Werturteilen und normativen Überlegungen beschäftigt. Im Gegensatz dazu legen die von uns erarbeiteten Analyserahmen eine Verbindung dieser drei Fragen vor. Wenn man davon ausgeht, dass die Koordination menschlicher Handlungen problematisch ist und nicht etwa Naturgesetzen oder Zwängen folgt, kann man daraus schließen, dass die menschliche Rationalität zuallererst interpretativ und nicht nur oder zumindest nicht von vorneherein kalkulierend ist. Der Akteur muss zunächst mit Hilfe von konventionsbasierten Rahmen die Situation und das Handeln der anderen erfassen, um seine Handlungen koordinieren zu können. Dieses Erfassen ist nicht nur kognitiv, sondern auch evaluierend, wobei die Form der Evaluation über die Bedeutsamkeit und damit darüber entscheidet, was der Akteur erfasst und berücksichtigt. Hier erkennen wir den Stellenwert von kollektiven Werten und Gemeingütern in der Koordination, die nicht auf individuelle Präferenzen reduziert werden können, sondern die das Gerüst der legitimsten Konventionen für die Koordination bereitstellen. Als wichtiger Bestandteil von Institutionen findet hier auch die Sprache ihren Platz. Die EC strebt eine Integration an, die die Wirtschaftswissenschaften ebenso betrifft wie die Sozial- und Politikwissenschaften. Dieses Bestreben sollte also eher zu einer Annäherung beitragen als dass wir zusehen müssten, wie eine jede von ihnen versucht, sich auf Kosten der anderen auszudehnen.