摘要:Als Flaubert das Manuskript zu seinem ersten Roman Madame Bovary beendete, mit dem er seiner Romanpoetik Gestalt verlieh, ahnte er sicherlich, dass dieser hohe Wellen schlagen und die Diskussion zur großen ästhetischen Frage jener Zeit, nämlich zum Realismus, neu entfachen würde. Zu diesem Begriff, der erst seit den 1840er Jahren mit wechselnden Bedeutungen auch auf die Literatur übertragen wurde, existierte noch kein genau umrissenes Konzept, und so sollte seine Definition zunehmend zur zentralen Streitfrage für das Schaffen in Literatur und bildender Kunst werden. Der Romanautor konnte erwarten, dass er künftig Stellung beziehen, dass er seine Entscheidungen und kühnen Verfahren werde rechtfertigen müssen, doch dass er sich auch vor Gericht werde verantworten müssen, daran hatte er gewiss nicht gedacht. Ebenso wenig konnte er vorhersehen, dass sich infolge seines Gerichtsverfahrens eine neue Bedeutung des Begriffs »Realismus« durchsetzen würde (»Tendenz, die niedrigen, trivialen und anstößigen Aspekte des Realen abzubilden, darzustellen«), die der freundschaftlichen und rachsüchtigen Feder Charles Baudelaires entstammte, jenes Gefährten im Unglück, der Flaubert eine kalkulierte, methodische Gewöhnlichkeit zuschrieb, die er als emblematisch für die Ästhetik seines Jahrhunderts betrachtete: »Seien wir denn gewöhnlich in der Wahl unseres Gegenstandes […].« / »Soyons donc vulgaire dans le choix du sujet«.1