摘要:»Ich rülpse Folianten«, erklärt Flaubert, der seit Beginn seiner Arbeit an Salammbô völlig unter Büchern vergraben ist.2 Dieser gelehrsame Eifer beruht auf einer persönlichen Extravaganz: Flauberts Verfahren ist das eines eklektischen Archäologen, der heterogene Quellen miteinander kombiniert, um sein antikes Lokalkolorit zu erhalten. Die Anmerkungen von Gisèle Séginger in der von ihr herausgegebenen französischen Salammbô-Ausgabe lassen uns diese eigenwilligen Zusammenfügungen verschiedener Prosa-Dokumente nachvollziehen.3 Als Schriftenforscher möchte ich jedoch auf andere Weise in Flauberts schweren Folianten blättern. Nach Polybios und nach Michelet (der über weite Strecken seinen griechischen Kollegen paraphrasiert) erzählt nun Flaubert den Söldnerkrieg. Nach Homer, nach Sallust oder Livius, mit der Erinnerung an einen Bürgerkrieg (Juni 1848), schließlich vor dem aktuellen Hintergrund eines anderen (der Sezessionskrieg beginnt 1861), auch das Modell des historischen Romans vor Augen (Mérimée oder Dumas haben in La chronique du règne de Charles IX bzw. in La reine Margot ebenfalls über den Bürgerkrieg berichtet) schreibt Flaubert über den Krieg. Epos, Historikerberichte, historische Romane: drei Gattungen, drei Arten zu schreiben, die Flaubert mischt, von denen er aber auch abweicht. Er schreibt um, und er schreibt anders. Die Codes formen den Stil und der Stil deformiert diese. In Salammbô ist das Schreiben über Gewalt unerhört, seinem Gegenstand angemessen. Ein von der Norm abweichender Ton bestimmt die historiografische Einzigartigkeit dieses Romans.