Dieser Band ist eine Besonderheit: Wann hätten sich jemals Griechen und Perser ohne den Befehl eines machtvollen Herrschers, wie es Alexander der Große gewesen war, friedlich zusammengefunden? Die Tagung in Athen 2006, deren Vorträge der vorliegende Band wiedergibt, verdankt sich unter anderem dem Bestreben der UNESCO, Kulturen nicht voneinander abzuheben, sondern „Faktoren, die Zivilisationen miteinander verbinden, zu unterstützen und zu entwickeln“ (Ekaterini Tzitzikosta, S. IX). [1] Dementsprechend betont eines der Grußworte von persischer Seite „die lange anhaltende Beziehung zwischen Iran und Griechenland“, indem es diese bereits mit den „gemeinsamen indo-europäischen Wurzeln“ beider beginnen lässt (Seyed Taha Hashemi Toghraljerdi, S. XI); und ein anderes hebt nicht nur die Religiosität beider Völker, also die christliche bzw. islamische Verwurzelung der Griechen bzw. Perser seit vielen Jahrhunderten, sondern auch die noch weiter zurückgreifend von der Antike bis heute zu verstehende „östliche Identität“ der Griechen als verbindende Momente zwischen beiden Völkern hervor (Seyed Mohammad Reza Darbandi, S. XVIII). [2] Dass an Tagung und Band auch US-Amerikaner beteiligt sind, wie das UNESCO-Grußwort knapp und kommentarlos vermerkt, und darüber hinaus Angehörige weitere Nationalitäten, weitet zumal in der anhaltenden politischen ‚Großwetterlage‘ das politisch motivierte Anliegen, Träger unterschiedlicher Kulturen zusammen zu bringen, beträchtlich aus; es lässt sich indes mit den als Gemeinsamkeiten von Griechen und Persern vorgetragenen spezifischen Momenten nicht begründen. Weiter sieht die Wirklichkeit zwischen heutigen Griechen und Persern bescheidener aus: Vier Bürgern der Islamischen Republik Iran als Mitautoren (und einem als Mitherausgeber) des Bandes stehen fast dreimal so viele Griechen gegenüber. Dass drei dieser vier iranischen Autoren derselben Einrichtung, dem Iranischen Zentrum für Archäologische Forschung, angehören, wird man so deuten wollen, dass man in Iran außerhalb der genannten Institution kaum oder gar nicht mit wissenschaftlicher Kompetenz für die antiken Griechen einschließlich ihrer Spuren im Iran rechnen darf. Dies bedeutet freilich nicht, dass das Zustandekommen der Tagung und des Bandes nicht zu begrüßen ist.