Mit dem deutschen Kino der 1950er-Jahre ist es so eine Sache. Einerseits erreichte die Film- und Kinobranche in der Bundesrepublik um 1955 mit 800 Millionen Kino-Besuchen die höchste Nachfrage beim Publikum (im Vergleich dazu wurden im ungewöhnlich erfolgreichen Jahr 2009 im gesamten Bundesgebiet 146 Millionen Kino-Besuche gezählt). Auch heute noch werden Spielfilme aus den 1950er-Jahren vergleichsweise häufig im Vor- und Nachmittagsprogramm der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten gesendet. Zudem folgen viele aktuelle Fernsehfilme und Serien – darunter Arztfilme, Urlaubskomödien und Liebesdramen vor Bergpanorama – damals erprobten Formen und Konventionen. Filmstars der Epoche wie Ruth Leuwerik, Maria Schell und Romy Schneider werden heutzutage mit Ausstellungen geehrt, und eine parodistische Hommage an die Sissi-Filme der 1950er-Jahre – nämlich Michael „Bully“ Herbigs „Lissi und der wilde Kaiser“ – wurde zu einem der erfolgreichsten deutschen Kinofilme des Jahres 2007. Kurz gesagt: Das Kino der 1950er-Jahre hat deutliche Spuren in der populären Kultur hinterlassen. Andererseits hat die akademische Forschung von wenigen Ausnahmen abgesehen um diese wichtige Epoche der deutschen Filmgeschichte bis in die 1990er-Jahre hinein einen großen Bogen gemacht. Viele Filmhistoriker ebenso wie Kritiker und Cineasten betrachteten die Filme als Dutzendware, als ideologisch rückwärtsgewandt und künstlerisch belanglos.