Der bereits seit einem Jahrzehnt diskutierte Begriff einer „zweiten Gründung der Bundesrepublik“ während der „langen“ 1960er-Jahre erfährt in diesem Sammelband neue Unterstützung. Die Herausgeber sehen die Veränderungsdynamik der späten 1950er- bis frühen 1970er-Jahre positiv, als „Durchsetzung einer pluralistisch-demokratischen politischen Kultur“ und „gesellschaftlich-kulturelle Verwestlichung“ der Bundesrepublik (S. 8). Das besondere Ziel dieses Bandes ist es, solche Prozesse der Pluralisierung und Verwestlichung aus der Perspektive der Intellectual History zu beschreiben. Dabei stehen einmal nicht die Soziologen, Philosophen oder Professoren anderer Art im Mittelpunkt, sondern vielmehr Intellektuelle in bisher weniger gut erforschten Bereichen: Akteure in Funkhäusern und Zeitungen, Parteien und Meinungsforschungsinstituten, Kirchen und Kabaretts. Auch auf Malerei und Literatur wird ein Blick geworfen.