Wie entstehen Ungleichheiten? Die Autoren dieses Bandes gehen dieser Frage am Beispiel der Schweiz vom Beginn der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart nach. Das ist nicht ohne Reiz. Denn auf den ersten Blick könnte es scheinen, als stünde die Schweiz eher für Gleichheit. Waren es nicht im Jahr 1291 Vertreter der Schweizer Urkantone Uri, Schwyz und Unterwalden, die auf dem Rütli, einer über dem Vierwaldstätter See gelegenen Bergwiese, ihren Ewigen Bund – zumindest nach Friedrich Schiller – als „ein einzig Volk von Brüdern“ beschworen? Hatte nicht rund 450 Jahre später der aus Genf stammende Jean Jacques Rousseau 1755 im kritisch gewendeten „Discours sur l’origine et les fondements de l’inégalité parmi les hommes“ [1] der Gleichheit ein Loblied gesungen? Und war das 1934 zum Gesetz erhobene Schweizer Bankgeheimnis nicht geradezu eine Institution der Gleichheit – bis vor kurzem zumindest?