Wer sich eingehender mit der Geschichte des Dreißigjährigen Krieges befasst, wird bald gewahr, dass die ältere Forschungsliteratur nicht frei von konfessionellen Sympathien und Parteinahmen ist und, um es etwas zugespitzt zu formulieren, die Schlachten des Dreißigjährigen Krieges gleichsam auf dem Feld der Historiographie noch einmal geschlagen werden. Dies ist jedoch nicht etwa auf die ungebrochene Fortsetzung der konfessionellen Auseinandersetzungen des 17. Jahrhunderts zurückzuführen; vielmehr handelt es sich um ein Ergebnis der so genannten „zweiten Konfessionalisierung“ des 19. Jahrhunderts (ein Begriff, dem der Autor des zu besprechenden Werkes allerdings eher skeptisch gegenübersteht, siehe S. 34). Es ist daher sicher kein Zufall, sondern Ausdruck der Persistenz konfessioneller Prägungen in der Geschichtswissenschaft der alten Bundesrepublik, dass sich diese Muster in der westdeutschen Historiographie, wenn auch in abgeschwächter Form, bis in die 1980er-Jahre hinein beobachten lassen, um dann zumindest aus der seriösen Forschung weitgehend zu verschwinden.