Im Mittelpunkt dieses Sammelbandes steht mit Lodz eine nach wie vor Faszination ausübende Stadt, die über gut hundert Jahre hinweg Heimat vieler Kulturen war und als industrieller Schmelztiegel der Nationen galt. Nach 1945 wurde sie ethnisch ganz überwiegend polnisch und konfessionell ganz überwiegend katholisch, ehe der Glanz dieses „Manchesters des Ostens“ mit dem Ende der großen Textilkombinate in den letzten Jahrzehnten verblasste. Lodz musste sich nicht nur auf die Suche nach neuen ökonomischen Existenzen, sondern auch nach neuen kulturellen Identitäten machen. Immerhin gab es mit großen Lodz-Texten der Literatur, etwa von Władysław Reymont oder Joseph Roth, Bezugspunkte, an die man problemlos anknüpfen konnte, auch wenn sich das dort geschilderte soziale Geflecht der Stadt radikal von dem der Gegenwart unterschied.