Die deutsche Besatzungsherrschaft in der Sowjetunion unter nationalsozialistischen Vorzeichen hält trotz mehrerer in den letzten Jahren gesetzter Meilensteine die Geschichtswissenschaft auch weiterhin in ihrem Bann, was gleichzeitig die Vielschichtigkeit dieses Themas wie auch die Problematik von vereinfachenden, eindimensionalen Schlussfolgerungen verdeutlicht. Nach den bedeutenden und für die weitere Forschung befruchtenden Arbeiten von Michael Wildt [1] und Johannes Hürter [2] legt nun auch Jörn Hasenclever eine Studie vor, die in ihrer Konzeption einen gruppenbiographischen Ansatz verfolgt. Im Rahmen seiner veröffentlichten Dissertationsschrift untersucht er die Handlungsweisen der Befehlshaber der rückwärtigen Heeresgebiete (Berück) in den militärisch verwalteten Teilen der Sowjetunion. Dabei umfasst seine Auswahl vier von insgesamt zwölf dieser neben den Oberbefehlshabern der Armeen bedeutendsten Protagonisten militärischer Besatzungspolitik im Osten. Zu Hasenclevers Sample zählen neben dem bekannten Max von Schenckendorff, die beiden Vettern Karl und Franz von Roques sowie Erich Friderici. Diese Fokussierung dürfte vor allem der Quellenlage geschuldet sein, zum Teil aber auch der geringen Bedeutung von nur kurzzeitig im Amt befindlichen Berücks. Dies trifft allerdings kaum auf Generale wie Otto Hartmann oder Kuno-Hans von Both zu, die jeweils über einen verhältnismäßig langen Zeitraum amtierten und keineswegs einen „marginalen“ (S. 13) Einfluss auf die Besatzungspolitik ausübten. Entsprechend den Amtszeiten der ausgewählten Generale konzentriert sich Hasenclevers Studie im Wesentlichen auf den Zeitraum von Beginn des „Unternehmens Barbarossa“ bis einschließlich 1942. Das letzte Jahr der Okkupation wird dagegen teilweise etwas ungenau und pauschal abgehandelt.