Die Erinnerungen und Zuschreibungen an das Jahr 1968 unterscheiden sich in der Schweiz von denen in anderen westeuropäischen Ländern: Zwar empfanden und empfinden Zeitgenossen wie Nachlebende das Jahr als markanten, wenn auch durchaus unterschiedlich konnotierten Einschnitt. Allerdings, so die Wahrnehmung, seien die Ereignisse vor allem von anderen Ländern ausgegangen und hätten weniger im eigenen Land stattgefunden. Mit diesem „weit verbreiteten Vorurteil“ (Zitat: Klappentext) möchte der vorliegende Band aufräumen. Es habe sehr wohl ein „1968“ in der Schweiz gegeben und ähnlich wie in anderen Ländern habe sich bereits zu Beginn der 1960er-Jahre ein „stilles Unbehagen an der Schweizer Normalität, eingezont zwischen Konformismus, Konservativismus und satter Selbstgefälligkeit“ (S. 10) bemerkbar gemacht. Doch anders als in Deutschland oder Frankreich, wo die 68er-Bewegung geschichtswissenschaftlich gut erforscht ist, steht die Schweiz in dieser Hinsicht noch am Anfang. Insofern kann der Band als Beitrag zu einer nachgeholten Historisierung des Schweizer „1968“ gelten, der in vielerlei Hinsicht Pionierarbeit leistet.