Wolfgang Hardtwig, von dem beide Zitate stammen, hat bemerkt, dass in der einschlägigen Romanprosa nicht selten Historiker auftreten. Das kann man um die trivialere Beobachtung ergänzen, dass seit geraumer Zeit Literatur und ihre Autoren Eingang in historiographische Darstellungen finden. Zwei Sammelbände machen nun die Probe darauf, wie eng das Verhältnis von Literatur und Historiographie sich denn von geschichtswissenschaftlicher Seite tatsächlich gestaltet. Der eine Band kommt als Lockerungsübung aus jubilatorischem Anlass daher, der andere ist aus einer kollegialen Integrationsunternehmung hervorgegangen. Die Herausgeber und Redakteure der die „Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte“ begleitenden „Schriftenreihe“ feiern den 100. Band: „Zum Jubiläum haben wir uns etwas erlaubt.“ So schreiben Johannes Hürter und Jürgen Zarusky im Vorwort von „Epos Zeitgeschichte“ und formulieren das Ziel, die um ihre erzählerischen Lizenzen beneideten Schriftsteller auf den Prüfstand zu nehmen sowie „nach dem historischen Kern fiktionaler Erzählungen“ zu befragen (S. 7). Dirk van Laak wiederum hat offenbar seine Berufung auf den Lehrstuhl für Zeitgeschichte an der Justus-Liebig-Universität Gießen zum Anlass genommen, die Historikerkollegen (und eine Kollegin) sowie Literaturwissenschaftler verschiedener Philologien zu einer gemeinsamen Exploration der historischen Wirkung von Literatur zusammenzubringen. Während dies den Rahmen enger zieht, hatten die Autoren von „Epos Zeitgeschichte“ eine größere Freiheit zur Auswahl nach Neigung.