Von einer Handvoll Spezialisten abgesehen, ist die Geschichte des Völkerrechts im allgemeinen Strom der deutschsprachigen Historiographie lange Zeit eher zurückhaltend behandelt worden. Das scheint sich seit einigen Jahren zu ändern. Mit dem Aufschwung der historischen Erforschung von Menschenrechten, humanitären Interventionen und internationalen (Nichtregierungs-)Organisationen tritt auch die große Vielfalt zwischenstaatlicher Rechtsregeln und Normen neu in den Blick. Allerdings lässt sich gegenwärtig noch wenig abschätzen, inwiefern es dabei gelingen wird, das Völkerrecht weder als ideologisches Beiwerk machtpolitischer Interessen zu bagatellisieren noch als überzeitlich-normativen Maßstab staatlichen Handelns zu idealisieren.