Bücher über die „Mitte“ sind in Deutschland keine Seltenheit mehr. Schon seit einigen Jahren wird von den Randlagen wieder mehr auf das Zentrum der Gesellschaft geblickt und die Bedeutung der „Mitte“ für Politik und Gesellschaft diskutiert. Aufmerksamkeit erregt die „Mitte“ besonders durch ihr vermeintliches Verschwinden. 2006/07 haben sich Historiker, Soziologen und Wirtschaftswissenschaftler in einer Studie der Herbert-Quandt-Stiftung erstmals ausführlicher der „gesellschaftlichen Mitte“ gewidmet. [1] Seitdem sind etliche weitere Bücher und Untersuchungen erschienen. [2] Die wenigsten setzen sich dabei mit der langen Vorgeschichte heutiger Entwicklungen und Diskurse auseinander; sie geben sich meist mit Gegenwartsdiagnosen zufrieden. Hier füllt Herfried Münklers neues Buch über das ambivalente Verhältnis vor allem der Deutschen zur „Mitte“ eine Lücke. Es führt den Leser durch 2.500 Jahre Mitte-Theorie und Mitte-Diskurs – von Aristoteles über Cicero, Machiavelli und Hegel, Marx, Schopenhauer und Nietzsche bis zu Carl Schmitt und Hermann Lübbe. Es ist ein Rundumschlag, der in beinahe globalhistorischer Manier die wichtigsten Entwicklungen, Etappen, aber auch Kontroversen der Geschichte der „Mitte“ wiederentdeckt und erörtert.