Im Jahre 1912, so berichtet Birthe Kundrus, wurde am Geburtstag des Kaisers in Windhoek ein Kriegerdenkmal zu Ehren der in den Kriegen gegen Nama und Herero gefallenen deutschen Soldaten enthüllt. „Der eherne Reiter der Schutztruppe“, so wurde auf der Einweihungsfeier erläutert, „[…] verkündet der Welt, daß wir hier Herren sind und bleiben werden“ (S. 216). Das viereinhalb Meter hohe Reiterstandbild war Resultat eines mehrjährigen Prozesses kolonialen Räsonierens, einer Suche nach einer Denkmalform, die geeignet war, die deutschen Kriegstoten zu ehren, ohne „daß die Eingeborenen in der Darstellung einen Triumph für sich erblicken können“ (S. 214). Im Ergebnis wurden nun keine gefallenen Schutztruppler dargestellt, und auch die Nama und Herero fanden weder als kämpfende noch als besiegte Gegner Eingang in die Denkmalsgestaltung. Diese verwies, wie Kundrus treffend bemerkt, „die Kolonisierten […] visuell nach außen“ (S. 218). Die Kolonisierten besaßen in dieser Darstellung weder Gesicht noch Gliedmaßen, sie als denkende und handelnde Subjekte anzuerkennen, wollten die Denkmalstifter ja gerade vermeiden. Dies scheint ein generelles Charakteristikum aller Kolonialdiskurse zu sein, nicht nur des wilhelminischen, den Kundrus untersucht. Auf die Konsequenzen dieses Phänomens für die Geschichtsschreibung werden wir noch zu sprechen kommen.