„Die Bundesrepublik Deutschland ist faktisch ein Einwanderungsland. Migrationsprozesse in Vergangenheit und Gegenwart haben dazu geführt, daß die bundesdeutsche Gesellschaft heute eine ähnliche ethnische, kulturelle und religiöse Vielfalt aufweist wie andere Einwanderungsgesellschaften.“ (S. 7) Mit dieser Feststellung eröffnet Viola B. Georgi ihre Dissertation über Geschichtsbezüge junger Migranten im heutigen Deutschland, die vor kurzem im Verlag des Hamburger Instituts für Sozialforschung erschienen ist. Ausgangspunkt für ihre Untersuchung ist die Tatsache, dass ein „beachtlicher Teil der heute in Deutschland lebenden jungen Menschen“ über Familien- und Kollektivgeschichten verfügt, „die sich von den ‚deutschen’ unterscheiden“. Gleichzeitig leben diese Jugendlichen jedoch in einer Gesellschaft, in der Nationalsozialismus und Holocaust im „politisch-moralischen Diskurs der Öffentlichkeit“ eine herausragende Stellung einnehmen (S. 9f.). Georgi geht daher der Frage nach, welche Bedeutung die Geschichte des Holocaust und des Nationalsozialismus für junge Migranten in der Bundesrepublik hat und in welcher Weise sich diese im Verhältnis zur deutschen Geschichte und zur deutschen Gesellschaft positionieren.