Der Titel des Buches „Reversible Destiny. Mafia, Antimafia, and the Struggle for Palermo“ umfasst gleichsam These und Inhalt. Es geht um die tiefgreifende gesellschaftliche Umgestaltung Siziliens, die sich seit dem zweiten Weltkrieg vollzogen hat. Das Buch handelt von der Entstehung der Mafia und der Antimafia im Rahmen der grundlegenden Transformation der geopolitischen und politisch-ökonomischen Bedingungen in einer sich globalisierenden Welt. Die Leitfrage der Forschung von Jane und Peter Schneider wird in den ersten drei der zwölf Kapitel als die Frage nach der Selbstverantwortlichkeit Siziliens für sein Schicksal gestellt – diese Frage bildet auch die Klammer der Studie. Die ethnologische Spurensuche nach der Quelle der Unordnung, die für die Existenz der Mafia und die Verwundbarkeit Siziliens verantwortlich gemacht wird, wird parallel zu der Entwicklung der sozialen Bewegung ‚Antimafia’ dargelegt. Die Autoren zeichnen ein Bild einer paradoxen und doppelsinnigen Kultur und dieses präsentieren sie dem Leser in kaleidoskopartiger Technik. Sie skizzieren hierzu die Tradition des organisierten Verbrechens seit seiner Entstehung im 19. Jahrhundert, die Dekonstruktion des Mythos Mafia und deren Verwicklung in politische Prozesse. Das historische Zeitfenster der Analyse reicht vom Feudalismus und der Zeit des Übergangs zum Kapitalismus, über die Zeit der Entstehung des Nationalstaates und den 2. Weltkrieg bis hin zum Kalten Krieg. Der Genese der Mafia stehen die substantiellen Ressourcen gegenüber, aus denen Kräfte zur Realisierung einer Zivilgesellschaft mit demokratischen Werten, der Gleichberechtigung der Geschlechter, der Forderung nach Transparenz in der Politik und der Ablehnung klientelärer Strukturen erwachsen.