Mit seiner Beobachtung, dass die Biographie eine fast schon "phänomenale Wiedergeburt" erfahren habe, umschrieb Jacques LeGoff kurz vor der Jahrtausendwende einen signifikanten Trend in der historischen Forschung, der nichts an Aktualität verloren und längst auch die Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte erreicht hat. [1] Zu den namhaften deutschen Industriellenfamilien, die von der Wissenschaft immer wieder gerne zum Untersuchungsobjekt erklärt werden und die Phantasien von Öffentlichkeit und Medien beflügeln, gehören ohne Zweifel "die Krupps". Umso erstaunlicher ist es, dass bislang eine moderne Biographie Friedrich Alfred Krupps (1854-1902) fehlt, der gewiss zu den einflussreichsten Industriellen um 1900 zählte und die Entwicklung des Konzerns als Alleininhaber in Zeiten eines beschleunigten gesellschaftlichen Wandels entscheidend mitbestimmte.