摘要:Roma cauda mundi – mit „Schwanz der Welt“ verballhornte in vorreformatorischer Zeit eine zunehmend empörte Christengemeinde den Ehrentitel der Stadt des Heiligen Stuhls. Was sich bis dahin rund tausend Jahre lang als „Haupt der Welt“ (Roma caput mundi) behauptet hatte, sank im Ansehen vieler Gläubiger unter den Renaissance-Päpsten des späten 15. und frühen 16. Jahrhunderts zur Welthauptstadt der Kurtisanen und Prostituierten herab. Aus ganz Europa strömten damals junge Frauen nach Rom in der Hoffnung, sich durch den Verkauf von Liebe an kirchliche Würden- und Funktionsträger ein Auskommen zu sichern. Den ungezügelten Höhepunkt erreichte dieses sündige Treiben nach der mehr oder minder offiziellen Einrichtung eines päpstlichen Bordells 1496 durch den Borgiapapst Alexander VI. während der ersten zwei Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts. Schätzungen zufolge dürfte etwa jeder fünfte Einwohner Roms zum Kreis der amourösen Dienstleister gezählt haben. Erst der wachsende Einfluss der massiven Moralkritik der Reformatoren um Martin Luther dämmte diese Entwicklung allmählich wieder ein.