期刊名称:Samples. Notizen, Projekte und Kurzbeitr?ge zur Popularmusikforschung
印刷版ISSN:1612-8001
出版年度:2004
卷号:2004
期号:03
出版社:Arbeitskreis Studium Popul?rer Musik
摘要:In den letzten Jahrzehnten hat sich in den Diskursen der Wissenschaft und Kunst ein differenzierter Umgang mit dem Begriff „Körper“ entwickelt. Einige ausgewählte Stränge seien an dieser Stelle aufgeführt. Der französische Philosoph Michel Foucault hat deutlich gemacht, dass der Körper kein neutraler, physischer Behälter unseres Geistes ist, sondern vielmehr ein Ort der gesellschaftlich inhärenten Machtstrategien, die sich historisch und kulturell wandeln. Er demonstriert in Überwachen und Strafen (1976), wie die moderne Gesellschaft den Körper von Rekruten, Fabrikarbeitern und Schülern disziplinierte und gleichzeitig funktionalisierte. Ähnlichkeiten bei der Reglementierung des Instrumentalspiels in der Lehr- und Musikpraxis, insbesondere bei hochqualifizierten Interpreten sind nicht zu übersehen: Körper- und Fingerhaltung oder auch Atemtechnik sind in gleicher Weise normiert. Die Reglementierung beschränkt sich jedoch nicht auf die Erhöhung der Effizienz (z.B. bei der Atmung), sondern spiegelt genauso die kulturbedingten Konventionen. So war es z.B. Frauen nicht gestattet, das Cello beim Spiel zwischen die Beine zu nehmen, weil es als anstößig empfunden wurde. Bei Pierre Bourdieu ist von der „Einverleibung der kulturellen Praxisstrukturen“ (Bourdieu 1979: 545) die Rede, durch die der Mensch seine klassen-, schicht- oder geschlechtsorientierten Unterschiede gegenüber anderen markiert. Am Beispiel der Tischmanieren illustriert er detailgenau, wie das Fischessen den Eßgewohnheiten der männlichen Arbeiterklasse zuwider läuft (Bourdieu 1979: 210-11).1 Andere Beispiele für einverleibte Umgangsformen sind die Art des Lachens oder Schneuzens (Bourdieu 1979: 211). Der Körper verrät durch Haltung und Handlungen die soziokulturelle Verortung des Menschen. Mittlerweile hat sich der wissenschaftliche Diskurs um den Körper ausgeweitet bis hin zu ganzen Sammelbänden, die kulturelle, historische und klassen- differenzierte Vorstellungen von Körper zum theoretischen Ausgangspunkt nehmen (Homfeldt 1999).